Jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazu geben…
Mann wie hatte ich mich auf diesen Film gefreut. Leonardo diCaprio mal wieder in einer seiner Rollen, die ihm besser
zu Gemüt steht als manch andere. Schließlich nehmen wir ihm den
gutaussehenden Börsenmakler gerne ab, oder? Der geniale Trailer machte
auch dementsprechend Bock auf mehr, da bekam ich richtig Lust auf krumme Wallstreetgeschäfte, Aufstieg und Fall eines jungen Mannes mit Potential.
Nur sieht der Film leider anders aus als der Trailer versprochen hatte.
The Wolf beginnt unerwartet hart, steigt in den ersten Szenen direkt
mit viel nackter Haut, Sex und exzessivem Drogenkonsum ein. Jordan
Belfort (diCaprio) spricht dabei zu Beginn und auch im weiteren Verlauf
des Films immer wieder aus dem Off zum Zuschauer und berichtet über das
Geschehen. Was amüsant und sehr witzig beginnt, wird allerdings schnell
langweilig, da sich das gesamte Geschehen nahezu drei Stunden lang nur
aus Sex, Drugs & Rock’n’Roll in den verschiedensten Variationen
zusammensetzt. Spannung oder vielleicht eine Wendung des Geschehens
sucht man vergeblich, spätestens nach zwei Stunden checkt man die
Uhrzeit, weil es eigentlich langsam unbequem im Sessel wird. Gegen Ende
klingelt dann tatsächlich mal das FBI an, leider bleibt es aber bei dem
kurzen Auftritt und Belfort geht nahezu ungestört seinen Geschäften
weiter nach.
Auch die Beziehungen zwischen den Charakteren
bleiben schwach. Da sich alles nur um exzessive Partynächte mit vielen
Drogen und Prostituierten dreht, bleibt nicht viel Zeit, auf einzelne
Beziehungen näher einzugehen. So bleiben auch Belforts Scheidung oder
Streitereien mit seiner zweiten Frau nur oberflächlich, beides lässt den
Zuschauer eher kalt.
Das Ende kommt dann trotz extremer
Überlänge ziemlich plötzlich. Gerade, als man beginnt, sich für das
Geschehen wieder halbwegs zu interessieren, und es Belfort doch an den
Kragen zu gehen scheint – ist der Film rum. Damit fängt the Wolf nicht
nur unerwartet mitten im Geschehen, oder besser gesagt, auf einem
Höhepunkt an, sondern bricht auch gefühlt mittendrin einfach ab, gerade
in dem Moment, wo es vielleicht hätte spannend werden können.
Insgesamt meines Erachtens also aus verschiedenen Gründen nicht so gut
gelungen. Wenn der Streifen nicht ganz so hart einsteigen würde, sondern
man von Anfang an den Aufstieg Jordan Belforts miterleben könnte, ohne
dass bereits alle „harten Szenen“ in den ersten Minuten vorweggenommen
werden, würde man als Zuschauer sicherlich länger bei der Stange
bleiben. So fragt man sich nach x-ten Drogenparty einfach nur, warum man
jetzt die nächste auch noch ausschweifend gezeigt bekommt, wo man als
Zuschauer doch nun mehr als genug kapiert haben sollte, dass die Jungs
ordentlich auf den Putz hauen und kein Stein auf dem anderen lassen.
Auch wäre es in meinen Augen lohnender gewesen, sich etwas früher dem
nahenden Absturz zu widmen, dann hätte man noch mitfiebern können, ob es
nun gut geht oder nicht…
Aber ok. Vielleicht hat Wolf of
Wallstreet gar nicht zum Ziel gehabt, ein halbwegs anspruchsvoller,
interessanter Film zu werden, sondern sollte einfach nur derbes Kino mit
teilweise fragwürdigem Niveau sein. Das ist dann gut gelungen, denn der
Wolf sorgt für einige gute Lacher, wenn auch ab Mitte mit sinkendem
Niveau immer weniger davon.
Wer Fan von „Hangover“ war, findet
Wolf of Wallstreet bestimmt toll, wer allerdings ein etwas
intelligenteres Kino erwartet hatte, wird vom Wolf sicherlich enttäuscht
sein. Was dann auch erklärt, warum der Film hinter meinen Erwartungen
zurückblieb.
Schade, aber was solls. Jetzt bin ich erst mal gespannt, was „American Hustle“ so bringt!
Eure Littit :-)
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